U.v.Beckerath

15.7.33

 

Lieber Herr Dr. Rittershausen,

 

besten Dank fuer die freundliche Zusendung der No. 7 der Bankwissenschaft vom 5.7.33.

      Ihr Aufsatz ueber Indexwaehrung ist sehr gut. Die Bedenken gegen eine Indexwaehrung werden damit in Deutschland zum ersten Male einem groesseren Publikum dargelegt. Wer nicht ganz vernagelt ist, der muss Ihnen recht geben. Ich wollte, ich koennte das Gesicht von Bang sehen, wenn er Ihren Aufsatz liest.

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      Was den ehrlichen Goldindex, d.h. den mit effektiv umlaufenden Goldmuenzen und mit freiem Goldmarkt, so wie wir das 1913 hatten, so  stabil macht, das ist die Abneigung aller Verkaeufer, heute billiger zu verkaufen als gestern, und die Abneigung aller Kaeufer, heute teurer zu kaufen als gestern. Dieser hoechst wichtige Umstand tritt noch zu dem ebenfalls sehr wichtigen Umstand hinzu, dass bei keiner andern Ware als Gold, die jaehrlich produzierte Menge die schon vorhandene Menge relativ so wenig vermehrt, und der wirkliche Verbrauch, z.B. durch Abnutzung der Muenzen, Uhrketten etc. die vorhandene Menge so wenig vermindert. Den Goldindex durch einen andern ersetzen, das ist, wie wenn man das Sonnenlicht durch Kerzenlicht ersetzen wollte.

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Nicht der Goldindex ist zu aendern, sondern die Vertragsdauer ist zu erkennen, innerhalb welcher er brauchbar ist. (Savigny.)

      Ueber das Ergebnis meiner eignen Berechnung, wonach der Goldindex von 1851 bis 1914 tadellos funktioniert hat (ich schickte Ihnen die Berechnung) war ich selbst ueberrascht.

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Mit bestem Gruss

gez. U.v.Beckerath.

 

 

 

 

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First published in: Ulrich von Beckerath: Zur Freiheit, zum Frieden und zur Gerechtigkeit; Gesammelte Briefe, Papiere, Notizen, Besprechungen. PEACE PLANS 434 (Mikrofiche), Berrima, Australia, 1983. Page 745.